CHRONIK

 

Vorfahren

In Prinzersdorf der Zwischenkriegszeit standen einander, wegen der politischen Gegensätze im Ort, sogar zwei kulturelle Vereinigungen, nämlich der Arbeitergesangverein "Pielachtal" und der bürgerlich-nationale "Gesang- und Geselligkeits-Verein" gegenüber. Um 1938 ging aber der Arbeitergesangverein zugrunde und im zweiten Weltkrieg verstummten auch die Lieder des "Gesang- und Geselligkeits-Vereines".

Gesangverein der Zwischenkriegszeit

Bildbeschreibung:
Gesangverein der Zwischenkriegszeit
1. Reihe von links: Fellbe(ö)ck aus Markersdorf (Schneidermeister), Dillinger, Franz Holzinger (Markersdorf), Fanny Moser, A. Berger (Obmann)
2. Reihe von links: Anton Lechner, Heinz Tabery, Franz Heller (Tierarzt, Markersdorf), Dr. Gibelhauser (Chormeister), Josef Parb (Markersdorf), Karl Fuchs, Franz Lechner (Knetzersdorf), Josef Straka, unbekannt, unbekannt
 

Vereinsgründung

Die schrittweise Überwindung der gesellschaftlichen Gegensätze und die Aussöhnung der sozialen Gruppen nach dem Krieg ließen den Wunsch nach einem gemeinsamen Verein wieder aufkeimen und Sänger aus beiden Chören begannen die Realisierung eines solchen Planes ins Auge zu fassen, um die wertvolle alte Tradition neu beleben und weiterführen zu können.

Man schrieb den 7. Dezember 1950, als einige sangesfreudige Männer und die Bürgermeistersgattin Elfriede FUCHS an den damaligen Hauptschuldirektor Friedrich OFENAUER mit der Bitte herantraten, die Gründung eines Männergesangvereines zu unterstützen und auch die Chormeisterstelle zu übernehmen. Der Direktor erklärte mit Freude sein Einverständnis und in einer unverzüglich anberaumten Sitzung fiel der Beschluss, die Mitgliederwerbung aufzunehmen. Vorerst aber nicht als "Verein" sondern ein Jahr lang zur Bewährung, als "Sängerrunde" aufzutreten.

Als Gründungsobmann wurde Hans MERGL gewählt, der den Verein bis zu seinem Tod im Jahr 1985 mit geschickter Hand und unter Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit zu lenken und zu leiten verstand.

Die Proben wurden zunächst abwechselnd im Gasthof Karl FUCHS (der heutige Gasthof zur Alten Post, Familie Wegl) bzw. im Gashof Josef DILLINGER (jetziges DENIZ Restaurant) durchgeführt. Das Notenmaterial entstammte großteils dem Nachlass des einstigen "Männergesang- und Geselligkeitsvereins".

Da die Probenarbeit in beiden Gasthöfen durch den damals stark einsetzenden Gästestrom - die Autobahn A1 war noch nicht gebaut - vielfachen Störungen unterworfen war, verlegte der Verein sein Probelokal in die neu erbaute Hauptschule, wo er bis heute sein Domizil hat.

Vorerst war es nicht leicht, das Einstudieren der einzelnen Chorwerke und Lieder nach idealen Vorstellungen zu gestalten, denn zunächst war nicht der Qualität, sondern der Quantität der Vorzug eingeräumt worden. Die Zielsetzung, ehestens in der Öffentlichkeit aufzutreten, beeinflusste die Proben. Das Sängervolk wollte Beifall hören, wollte Anerkennung ernten und wollte Wertschätzung erfahren. Es soll für jeden Sänger eine Ehre sein, dieser Runde anzugehören und in ihrer Mitte mitwirken zu dürfen, zumal in den Reihen des Vereines der Gastwirt und der Eisenbahner, der Müllermeister, der Lehrer und der Arbeiter gleichwertig nebeneinander standen.

Im Mai 1951 hatte die Sängerrunde bereits Gelegenheit, den Rahmen einer Muttertagsfeier zu gestalten. Prinzersdorf erlebte zu dieser Zeit nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern durch die Errichtung der Hauptschule und dem damit verbundenen Hauptschulsprengel auch einen kulturellen Aufschwung. Der Männergesangverein wuchs immer stärker in die Rolle des Kulturträgers hinein, eine Funktion, die vor dem Krieg der Turnverein innehatte. Die Zahl der aktiven Sänger wuchs stetig an und bald fanden auch talentierte Sänger aus den Nachbargemeinden Markersdorf und Hafnerbach den Weg zur wöchentlichen Probe.

Die Silvesterfeier 1951/1952 gestaltete sich zum gesellschaftlichen Ereignis und am 16. Mai 1952 wurde im Rahmen der Generalversammlung beschlossen, die "Sängerrunde" in einen "Männergesangverein" überzuleiten.

 

Die ersten Jahre

Die "Bunten Abende" des MGV waren Publikumsmagnet von Pottenbrunn bis Kirchberg und von Perschling bis Hollenstein/Ybbs. Das Programm beinhaltete neben den musikalischen Einlagen des Chores und des Quartettes immer auch humoristische Einakter, eine Gepflogenheit, die über die Jahre bis zum heutigen Tage beibehalten wurde. Im Jahre 1967 trat Fachlehrer Hans BITTERMANN an das Dirigentenpult. Er verstand es, mit fachkundiger Hand den Verein zu weiteren Erfolgen zu führen.

Es gab viel zu feiern in jenen Tagen. Prinzersdorf entwickelte sich zu einem mächtigen regionalen Zentrum: Hauptschule, Pfarrkirche, MIRIMI, Raiffeisenkasse, Rathaus und Kindergarten wurden errichtet. Die künstlerische und gesangliche Umrahmung der jeweiligen Eröffnungsfeiern lag immer in den Händen des Männergesangvereines. Unzählige Hochzeitsmessen erhielten festlichen Glanz und bei vielen Begräbnissen sang der Verein am offenen Grab. Der "Hausball" im Gasthaus des Sangesbruders Josef DILLINGER und die damit verbundene Tombola verhalfen dem MGV seine bis dahin klägliche finanzielle Situation aufzubessern, sodass er nunmehr in der Lage war, seinen Mitgliedern und Freunden jährlich einen mehrtägige Ausflugsfahrt in die schönsten Gegenden unserer Heimat bieten zu können. Es ist liebgewordene Tradition, dass der MGV bei diesen Ausflügen am Zielort meist auch eine Messe gestaltet.

Die ersten Ausflüge
Die ersten Ausflüge fanden noch auf sehr einfache Weise statt
Die ersten Ausflüge
In weiterer Folge wurden die Ausflüge mit komfortableren Bussen durchgeführt. (Dahinter das heutige Gasthaus Wegl)

 

Der Verein an der Kippe

Mehr als drei Jahrzehnte hatte Hans MERGL den Verein mit umsichtiger Hand geführt, nach seinem Tod im Jahr 1985 folgte ihm der Stellvertreter Josef DILLINGER. Chorleiter war zu dieser Zeit Peter STEINWANDTER, der den Chor als Hervorragender Pianist mit dem Klavier führte und das Repertoire um viele Schlager und Eigenbearbeitungen erweiterte. In diese Phase fällt auch die Produktion einer Musik-Kasette, deren Verkauf dem Verein eine weitere wichtige Einnahmequelle eröffnete.

Franz HANDL, der dem Verein von 1990 bis 1999 als Obmann vorstand, hatte vor allem zwei Hauptlasten zu tragen: Einerseits war dem Chor der musikalische Leiter abhanden gekommen und die Suche nach geeignetem Ersatz entpuppte sich als ein äußerst schwieriges Unterfangen. Andererseits schlitterte der Verein auch aus diesem Grund als Ganzes in eine tiefe Krise. Zu mancher Probe erschien nur mehr ein stärkeres Quartett, dann fiel wieder eine Stimmlage total aus. Der Altersschnitt der Sänger stieg von Jahr zu Jahr und die Auflösung des Vereines schien nur mehr eine Frage der Zeit.

Handl aber stellte sich der Aufgabe mit seinem diplomatischen Gespür. Nach Walter ÖZELT konnte vorerst Hans-Christoph PIETSCH aus Melk als Chorleiter gewonnen werden und nach und nach kam mit jungen Sängern auch wieder neuer Schwung in den MGV. Pietsch hielt es aber nur zwei Jahre in Prinzersdorf. Nach einem Jahr mit diversen kurzfristigen Aushilfen wie etwa Erwin PENNER folgte schließlich Werner STEUEREGGER (Chorleiter seit 1997), der diesen Schwung auch in die Gesangsqualität und das Liedgut des Vereines hinein trug.

 

Neuzeit

So übergab Handl 1999 einen gut funktionierende Verein mit ruhigem Gewissen an Anton HAIDERER und der MGV erfuhr in den weiteren Jahren einen neuen Schwung. Der Altersschnitt des Vereines konnte "verjüngt" werden, neue Ideen wie ein Fußballspiel gegen die prinzersdorfer Jugend, Faschingsumzüge, Idee eines Adventkonzertes, Parkfest mit Wunschkonzert, uvm. wurden gefunden. Auch erfuhr der MGV eine grundlegende Modernisierung hinsichtlich der Kommunikation und der Nutzung moderner Technologien. So besitzt der Männergesangverein seit dem Jahr 2001 eine eigene Homepage (www.mgv-prinzersdorf.com) und die Kommunikation mittels eMail und Smartphones ist selbstverständlich geworden.

MGV als Fussballmanschaft
25. Mai 2003: Legendäres Fußballspiel gegen die Jungend von Prinzersdorf. Mitte: Der überragende Torhüter Franz Koller.